„Turner, auf zum Streite“, so hätte auch die Schlagzeile im SELBER TAGBLATT zur Berichterstattung über die erste Versammlung der Turner lauten können, denn noch bevor in Selb ein Turnverein offiziell aus der Taufe gehoben wird, gibt es tatsächlich Streit. Es ist nicht überliefert, worum es dabei geht, doch Matthäus Brunner (1888-1973; Schriftsetzer bei der Buchdruckerei Münch, Verlag des SELBER TAGBLATTs und engagierter Mitarbeiter im Turnverein II Selb, später Männerturnverein Selb, einer der beiden Vorgänger der Turnerschaft Selb), der die Chronik der Turnerschaft Selb für die ersten 70 Jahre bis einschließlich 1958 geschrieben hat, beginnt die Vereinsgeschichte so: „Ende Mai 1887 versammelten sich mehrere junge Männer in der Gastwirtschaft Adam Merz, Hutschenreuther Straße, um einen Turnverein zu gründen. Während der eingeleiteten Verhandlungen traten jedoch Unstimmigkeiten unter den Anwesenden auf, so daß einige von ihnen die Versammlung wieder verließen. Von den Zurückgebliebenen wurde nun der Turnverein Selb mit 26 Mitgliedern gegründet“. 1.Vorsitzender ist Karl Zeidler.
„Goldener Stern“ (Pizzeria Rimini) heißt heute die frühere Gastwirtschaft von Adam Merz in der Hutschenreuther Straße und nur wenig später, als dort der erste Turnverein gegründet wird, findet im Gasthaus Nahr – später „Goldener Löwe“ – in der Ludwigstraße die Gründungsversammlung eines zweiten Turnvereins statt.
So sind es von 1887 an zwei Selber Turnvereine, deren Geschichte zu verfolgen ist. Matthäus Brunner: „Bei der Anmeldung der beiden Turnvereine beim Bezirksamt Rehau wurde der Verein mit dem Lokal von Adam Merz als älterer anerkannt und führte von da an den Namen „Turnverein I Selb“. Als Turnplatz wurde der Merzsche Garten benutzt, wofür als Pachtzins jährlich 40 Mark entrichtet wurden“.
1888: „Die erste öffentliche Veranstaltung war ein Anturnen, bei dem die Einweihung eines Schwunggerüstes vorgenommen wurde“ (Matthäus Brunner).
1889: Karl Zeidler tritt als Vorsitzender zurück und wird Ehrenmitglied. Nachfolger wird Karl Pausch. Erstmals findet ein Winterturnen statt, abgehalten im Herrmannschen Saal, Gasthaus „Goldener Anker“, Bahnhofstraße 8, jetzt abgerissen (Einfahrt Kaufhausparkplatz).
1890 Es wird beschlossen, eine Vereinsfahne anzuschaffen, deren Vorderseite weiß ist, verziert mit einem heraldischen Löwen und mit dem Sinnspruch versehen „In Treue fest“, die Rückseite in Blau trägt den Vereinsnamen, die Jahreszahl und das Stadtwappen. Als Fahnenspitze wird ein Löwe gewählt. Zur Fahnenpatin ist Fräulein Hutschenreuther, die Tochter des Fabrikbesitzers Viktor Hutschenreuther, erkoren. Höhepunkt der Festlichkeiten der Fahnenweihe ist der Zug zur Stadtkirche, nach dem Gottesdienst die Weihe der Fahne durch Senior Dr. Adelberg und nachmittags der Festzug durch die Stadt zum Festplatz im Merzschen Garten, „Daselbst turnerische Vorführungen mit Konzert“, wie Matthäus Brunner schreibt. Auch ist vermerkt, daß die Bevölkerung an den Festlichkeiten regen Anteil nimmt.
1891 wird Johann Achtziger Vorsitzender.
Am 14. August 1892 hält der Turnverein Schönwald seine Fahnenweihe ab. Pate wird der Turnverein I Selb, der auch das ersten Fahnenband stiftet.
1893 finden Gauturntag und Gauturnfest des Röslau-Egertalturngaues, dem der Turnverein I angehört, in Selb statt. Alfred Schmidt gewinnt das Einzelturnen und die Wettkampfriege im Riegenturnen erringt den 1. Preis. Der Verein beteiligt sich am 50. Jubiläum des „Liederkranzes Selb“ und am „Anturnen“ des Turnverein II Selb. In Hof stirbt Dr. Rudolf Lion, der für unser Gebiet Kreisvertreter des Bayerischen Turnerbunds war und durch Wahl anläßlich des Turntags 1861 in Berlin als eines der Mitglieder des sog. Fünferausschusses mit der Vorbereitung zur Gründung des Deutschen Turnerbunds beauftragt wird.
1894: „Zur würdigen Gestaltung der Beerdigungen von Mitgliedern wird eine Musikkasse gegründet. Der Beitrag wird pro Sterbefall auf 10 Pfg. festgesetzt.“ Wegen Unstimmigkeiten mit dem Vereinswirt Adam Merz wird das Vereinslokal in den „Goldenen Anker“ verlegt und als Turnplatz der Thomas-Garten an der Mühlstraße gemietet. Mitgliederstand 198.
1895 findet das Gauturnfest in Arzberg statt. Der Turnverein I gewinnt das Riegenturnen und der Selber Balthasar Bauer für den Verein im Einzelturnen Platz 1. Gleichzeitig begeht der Turnverein Arzberg Fahnenweihe. Der Turnverein I übernimmt die Patenschaft. In diesem Jahr gründet der Verein eine Sängerriege.
1896: „Zum ersten Mal konnte bei der Sparkasse Selb ein Betrag von 100 Mark angelegt werden, der zum Ankauf eines eigenen Turnplatzes vorgesehen ist.“ (Matthäus Brunner)
1897 findet aus Anlaß des 10jährigen „Stiftungsfestes“ des Turnverein I Selb das Gauturnfest des Röslau-Egertal-Turngaues auf der Luitpoldhöhe, dem heutigen Goldberg statt. Bester Selber Einzelturner wird Georg Heinrich auf Platz 2, der von Ehrenmitglied Eugen Hutschenreuther einen silbernen Becher erhält. Bürgermeister Pöhlmann und Stadtsekretär Müller werden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
1898: „Das diesjährige Gauturnfest fand in Bahnhof Selb (heute Selb-Plößberg) statt. Infolge Interessenlosigkeit der Turner konnte zu diesem Fest keine Wettriege gestellt werden.“ In diesem Jahr veranstaltete der Turnverein Hohenberg seine Fahnenweihe; der Turnverein I Selb übernimmt die Patenschaft. Verein und Turner kehren in das Gründungslokal Adam Merz und zum dortigen Turnplatz zurück. Beim Deutschen Turnfest 1898 in Hamburg ist der Verein durch eine Fahnensektion vertreten, die aus dem Kaufmann Georg Geier, dem Gerbereibesitzer Andreas Meuchner, dem kgl. Gendarm Jakob Seifert und dem Porzellandreher Michael Wagner besteht.
1899: Beim oberfränkischen Bezirksturnfest gewinnt Anton Karl die „volkstümlichen Übungen“, so wurden früher die leichtathletischen Wettbewerbe genannt, mit der höchsten Punktzahl „vom ganzen Bezirk“.
1900: Nach Mitteilung des Amtsgerichts Selb wird der Turnverein I in das Vereinsregister eingetragen. Auch findet wieder eine gemeinsame Turnratsitzung beider Selber Turnvereine mit dem Ziel statt, einen Bauplatz für die Turnhalle zu erwerben. Man kommt jedoch zu keinem Ergebnis, obwohl schon 1897 aufgrund einer Sammlung der zwei Vereine „unter der Bevölkerung beim ersten Anlauf 1600 Mark erbrachte“.
1901: Vorsitzender Johann Achtziger tritt zurück und wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Vereinsgeschäfte erledigt stellvertretend der Vorsitzende Johann Wölfel, ein noch aktiver älterer Turner. Das Winterturnen findet im Gebäude der in Konkurs gegangenen Buchdruckerei Summa in der Lessingstraße statt.
1902: Fritz Hertel wird 1. Vorsitzender, nachdem Ehrenturnwart und Gauturnwart Michael Schrögel die Übernahme dieses Amtes „entschieden ablehnte“ und sich auch sonst niemand hierzu bereit erklärte. Das 15-jährige „Stiftungsfest“ wird mit einem Gartenkonzert und turnerischen Vorführungen begangen. Der Turnverein Erkersreuth weiht seine neue Fahne; der Turnverein I übernimmt auch hier die Patenschaft.
1903: Das 10. Deutsche Turnfest in Nürnberg wird von 11 Mitgliedern besucht. Mitgliederstand 218! Nikol Buchta ist neuer Vorsitzender. Sorge bereitet die nicht sonderlich rege Turnbeteiligung von Schülern an den Turnstunden, die man dem mangelnden Einsatz älterer Turner im Verein anlastete, aber auch dem Umstand, daß sich in Selb keine Lehrer für die Turnsache begeistern lassen.
1904: Beim Gauturnfest in Hohenberg gewinnt Gustav Buchta den Sechskampf.
1905: Der Röslau-Egertal-Turngau hält seinen Gauturntag in Selb ab. Der Turnbetrieb des Vereins weist an 75 Abenden durchschnittlich über 50 Teilnehmer auf.
1906: Am 2. Juli begeht der Turnverein Bahnhof Selb seine Fahnenweihe und der Turnverein ist Pate.
1907: Das Fest des 20-jährigen Bestehens wird mit einem Kommers im Turnlokal, Gaststätte Merz, sowie mit Konzert, Vorführungen und einem Lampionreigen im dortigen Turnergarten gefeiert. Sein 1. Stiftungsfest feiert der Turnverein Grünhaid mit Teilnahme einer Abordnung des Turnvereins I Selb.
1908: Anläßlich der Fahnenweihe des Turnvereins Längenau wird der Turnverein I Selb Patenverein. Das Winterturnen wird zum erstenmal in der Halle der neu erbauten Luitpoldschule abgehalten.
1909: Der Gauturntag findet in Selb statt; Gauturnwart Michael Schrögel wird zum Ehrengauturnwart ernannt.
1910: Der Verein gründet eine Sängerriege; Dirigent wird der Lehrer Friedrich Büttner.
1911: Zur Vergrößerung des Turnplatzes im Garten der Gastwirtschaft Adam Merz wird ein daran angrenzendes Feld von den Merzschen Erben gepachtet, planiert und eingezäunt.
1912: Das 25. Gründungsfest wird in Verbindung mit dem Gauturnfest des Röslau-Egertal-Turngaues begangen. Der Festkommers findet im Saal des „Goldenen Anker“ statt. Am Festzug, der durch die Stadt zum Merzschen Garten führt, nehmen Abordnungen und Festjungfrauen aus 63 Vereinen teil. Bürgermeister Dr. Marquardt begrüßt die Gäste auf dem Festplatz. Den Zwölfkampf gewinnt Konrad Jena, den Dreikampf Georg Summa. Große Schwierigkeiten gibt es wegen des Versuchs einiger Mitglieder, politische Debatten im Verein auszutragen.
1913: Am 18. Oktober veranstaltet der Verein mit dem TV Längenau auf dem Wartberg ein Höhenfeuer zur Erinnerung an den 100. Jahrestag der Befreiung von der französischen Besetzung.
Der erste Weltkrieg:
Von Ehrenturnwart Michael Schrögel sind Aufzeichnungen überliefert, wonach der 1. Vorsitzende Friedrich Büttner und alle Turnratsmitglieder des Turnvereins I eingezogen sind. Während der Dauer des Krieges erhalten insgesamt 313 Mitglieder die Einberufung; 40 von ihnen kehren nicht mehr zurück. Der turnerische Betrieb wird vornehmlich von Karl Erlbeck geleitet. Zwischen August 1914 und Februar 1919 werden 10 Turnratssitzungen und 7 Generalversammlung (seinerzeit Vollversammlungen) abgehalten.
1919: Die erste Mitgliederversammlung nach dem Krieg leitet Michael Schrögel. Gustav Buchta wird 1. Vorsitzender. Am 4. Juli wird beschlossen, dem Verein eine Fußballabteilung anzugliedern.
1920: Am 26. August erfolgt auf Grund einer 10 Punkte umfassenden Vereinbarung die Fusion der Spielvereinigung Selb mit dem Turnverein I. Die Fußballabteilung trägt nun den Namen „Spielvereinigung des Turnvereins I Selb“.
1921: Vorsitzender ist Nikol Beck. Der Turnverein I führt das Frauenturnen ein, Leiter wird Karl Erlbeck.
1922: Differenzen mit Vereinswirt Merz in der Hutschenreutherstraße sind der Grund, weshalb ein neuer Turnplatz gesucht wird. Man pachtet ein Gelände neben dem „Naturheilvereinsgarten“ an der Brunnenstraße und zäunt es ein. Neues Vereinslokal wird die Gaststätte der Witwe Trina Summa an der Weißenbacher Straße, in der schon die Spielvereinigung des Vereins ihre Sitzungen abhält. Der Verein feiert sein 35jähriges Bestehen mit einem Festkommers im Saal der Zentralhalle. Fabrikbesitzer Georg Krautheim wird zum Ehrenmitglied ernannt. Wegen Auseinandersetzungen mit der „Spielvereinigung des Turnvereins I Selb“ beschließt der Turnrat, dieser Abteilung bis auf weiteres den Turn- und Spielplatz zu sperren.
1923: Der Fußballklub 09 ersucht den Verein, den Turn- und Spielplatz zu Fußballwettspielen überlassen zu bekommen. Die Entschädigung pro Spiel wird auf 20.000 Mark festgesetzt. Nikol Beck tritt als Vorsitzender zurück, weil er mit der Platzsperre für die Spielvereinigung nicht einverstanden ist. In Bahnhof Selb (Selb-Plößberg) findet das 20. Gauturnfest des Röslau-Egertal-Turngaues statt; Richard Sommerer gewinnt den Zehnkampf der „1. Stufe“, im Siebenkampf der Frauen erringt Rosa Leupold den 1. Platz und im Altersturnen siegt Karl Erlbeck. Eine im Verein durchgeführte Sammlung erbringt die Summe von 18 Milliarden Mark; die Inflation ist auf ihrem Höhepunkt angelangt.
1924: Georg Heinrich II wird zum 1. Vorsitzenden gewählt.
1925: In Selb gründet sich ein Fechtklub, der dem Röslau-Egertal-Turngau beitritt. Daraufhin erachtet man es im Verein für erforderlich, eine Fechterriege ins Leben zu rufen, deren erster Leiter Josef Mader wird. Die Gründung der Riege erfolgt am 4. März. Vereinslokal wird das Bahnhofshotel Kaiserhof. Zum Preis von 8000 DM kauft der Verein zwei Grundstücke von insgesamt zweieinviertel Tagwerk Größe auf der Kappel nördlich des Stadtbahnhofes zur Errichtung eines eigenen Turn- und Spielplatzes. Mitgliederstand: 49 Ehrenmitglieder, 420 Mitglieder, 64 Schüler und 40 Schülerinnen.
1926: Vorsitzender ist Hans Weiß. Der Verein beteiligt sich an den Festlichkeiten der Stadt Selb anläßlich der 500-Jahr-Feier und auch am Festzug durch die Stadt mit einem „Jahnwagen“. Im August bringt der Verein die erste Nummer des neuen Vereinsnachrichtenblattes heraus, doch wird das Erscheinen der Zeitung bald wieder eingestellt. Gegen Jahresende findet eine Besprechung von Vertretern beider Turnvereine Selbs statt, um zu erörtern, ob man sich um die Ausrichtung des Bezirksturnfestes 1927 bewerben sollte. Aus nicht überlieferten Gründen wird davon Abstand genommen; das Fest findet in Marktredwitz statt. Bei dieser Gelegenheit wird aber angeregt, „einmal eine Aussprache mit Oberbürgermeister Viktor Häublein wegen der Überlassung eines Bauplatzes für eine Turnhalle zu pflegen“. Seitens der Vereine wird hierfür der „freie Platz“ an der Schillerstraße vorgeschlagen, auf dem heute freilich nicht die Jahnturnhalle, sondern das Gebäude der Sparkasse steht. Die Stadt lehnt also ab. Im Schreiben vom Dezember 1926 wird den Vereinen mitgeteilt, daß der Platz nicht zur Verfügung gestellt werden könne, „da dort ein monumentaler Bau errichtet werden soll“.
1927: Der 40. Vereinsgeburtstag wird nur in kleinem Rahmen gefeiert; im Vereinslokal Röstel (Kaiserhof) findet ein Familienabend statt. Beim 10. Oberfränkischen Bezirksturnfest in Marktredwitz gewinnt die Männerriege mit der Note „Sehr gut“ einen 1. Preis. Nicht verborgen bleiben dem Turnverein Selb I die Anstrengungen, die der Selber Bruderverein Turnverein Selb II unternimmt, um den Bau einer eigenen Turnhalle voran zu bringen. Also ist man bestrebt, gleichfalls diesbezüglich Überlegungen in die Tat umzusetzen und beauftragt Baumeister Georg Buchka, den Plan für eine Halle zu erstellen, die auf dem neuen Platz auf der Kappel errichtet werden könnte. Dieser Plan wird zur Begutachtung an den Bayerischen Turnerbund nach München eingesandt, verbunden mit dem Ansuchen um finanzielle Unterstützung. Die Rücksendung von dort erfolgt jedoch nicht an den Turnverein I, sondern an den anderen Turnverein in Selb, der sie wieder nach München schickt, woraufhin die Unterlagen erst im zweiten Anlauf der richtigen hiesigen Adresse zugehen. In dem Begleitschreiben schlägt der Bayerische Turnerbund vor, bei Selber Vereine mögen versuchen, eine Halle gemeinsam zu bauen und sich zu diesem Zweck zusammenzutun.
1928: Johann Peter Lippert hat den Vereinsvorsitz inne; es ist das Jahr des Zusammenschlusses beider Selber Turnvereine mit dem Ziel, eine eigene Turnhalle zu bauen.
Der Turnverein II Selb
In der Scheunenstraße, der heutigen Schillerstraße, genau zwischen der Brauerei Rauh & Ploß und der Poststraße, lag ein zur Gastwirtschaft Nahr, jetzt „Goldener Löwe“, gehörendes Gärtchen, das der erste Turnplatz des zweiten Selber Turnvereins wird. Die Gründung dürfte Ende Juni 1887 erfolgt sein, jedenfalls sind keine Aufzeichnungen von Beratungen, die zur Vereinsgründung führten, erhalten. Das erste, auf einem losen Blatt von Schrift- und Säckelwart (Kassier) Thomas Netzsch, einem Mitglied des Gemeindekollegiums, geschriebene Protokoll datiert vom 12. Oktober 1887. Mit dem Vorsitzenden des Turngaues Nordoberfranken, Lion in Hof, spricht man ab, daß der Verein „Turnverein II Selb“ genannt wird. Erster 1. Vorsitzender wird Josef Horner, Porzellanmalereibesitzer, der dieser Amt 34 Jahre lang innehat, 2. Vorsitzender wird Carl Rauh, Brauereibesitzer.
1888: Beitritt zum Nordoberfränkischen Turngau. Beim Gauturnfest in Thierstein gewinnt Vereinsmitglied Otto Schoner, seinerzeit von auswärts zugezogener Vorturner, den „1. Landpreis“.
1889: Der bisherige Turnplatz wird zu klein; man pachtet von Steinschleifereibesitzer Wilhelm Wölfel den Garten in der Schillerstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße (dort wird später das ehemalige Möbelhaus Küspert errichtet).
1890: Man beschließt die Anschaffung einer Fahne, beidseitig weiß, eine Seite mit dem Stadtwappen, die andere mit dem Turnerzeichen und der Germania verziert. Die Anschaffungskosten betragen 600 – 700 Mark. Die feierliche Weihe erfolgt am 20. Juli durch den kgl. Pfarrer, Senior Dr. Adelberg, der eigens hierfür ein Weihelied verfaßt. Zur Fahnenpatin wird Fräulein Anna Zeidler erkoren, die Tochter des Fabrikbesitzers Jacob Zeidler. Die Patenschaft übernimmt der Turnverein Schwarzenbach/Saale. Als Festplatz wählt man einen größeren Garten in der Nähe der Grafenmühle. Über 30 Vereine bilden den Festzug durch die Straßen der Stadt zum Festplatz.
Am 31. August weiht der Turnverein Rehau seine Fahne und der Turnverein II Selb wird Pate.